Rosenmontag

Das Rosen-Montags-Divertissementchen nimmt regelmäßig am Rosenmontagszug teil. Hier berichtet unser Mitglied Kai Arnold über unsere Teilnahme im Jahr 2018.

Mein erstes Mal auf dem Rosenmontagszug
RMD im Rosenmontagszug 2018

Es war ein kalter grauer Samstag im Februar. Ich stand mit meiner kleinen fünfjährigen Tochter vor dem Karnevalsmuseum am Maarweg und wartete. Vorher hatten wir uns in der großen Wagenhalle umgesehen. Dort standen sie. Die tollen Festwagen für den anstehenden Rosenmontagszug. Eng an Eng waren die Persiflagewagen in der Halle aneinandergestellt, so dass es kaum ein Durchkommen dazwischen gab. Von einem Wagen grüßte Hennes, von dem anderen Wagen die Bundeskanzlerin. Donald Trump, Kim Jong Un, Martin Schulz – alle waren vertreten. Vor der Halle schleppten beschäftigte Männer und Frauen eilig Unmengen an braunem Papier und Pappe in einen extra aufgestellten Müllwagen

Zwischen all diesen Wagen stand er. Unser RMD Wagen. Als Dankeschön für die vielen fleißigen Kehrmännchen und -frauen der AWB standen auf unsrem Wagen zwei aus Pappmaschee geformte Kehrmännchen die eine filigrane Hebefigur vollführten, begleitet von dem in großen roten Buchstaben beschriebenen Motto des Wagens „Kehre, Danze, Danke“.

Es blieb aber keine Zeit die liebevoll gestalteten Mottowagen weiter zu bestaunen, als ein großer LKW auf den Hof fuhr. Randvoll mit unserer Wurf-Munition. Kartonweise Mars-Rigel, Maoam, Schokoladentafeln, süße RMD-Waffeln und Strüßjer mussten von ihrer braunen Kartonage befreit und in unseren Wagen umgelagert werden. Viele fleißige RMD-Mitglieder waren vor Ort, um dies zu bewerkstelligen. Weitere Wurfgeschosse in Form von gelben, pinken und grünen Teddybären wurden bereits im Vorfeld von unserem RMD Freund und Förderer Rico von der Gathen angeliefert. Meine Tochter interessierte dies wenig. Sie hatte sich zwischenzeitlich an der leckeren Schokolade zu schaffen gemacht und genoss die Aussicht auf dem Wagen.

Nachdem der Persiflagewagen beladen war, ging es weiter zur Halle Tor zwei. Dort standen bestimmt 50-60 weiße Kleintransporter im Nieselregen auf einem Feld. Die Bagagewagen. Aus den Bagagewagen erhalten die Fußgruppen ihre Kamelle und Strüßjer. Zwei dieser Wagen waren für unsere Fußgruppe bestimmt. Nachdem auch die Bagagewagen befüllt waren, war die Arbeit erledigt und es hieß Feierabend für heute.

Dann war es soweit. Sechs Uhr morgens. Der Wecker klingelt gnadenlos. Noch einmal umdrehen? Mitnichten. In der nächsten Sekunde war ich voll wach. Es war der Morgen. Der Morgen auf den wir monatelang hingefiebert haben. Der Morgen des Rosenmontags. Die Wettervorhersage ließ zu hoffen und der erste Kaffee war heiß und stark. Also was konnte schiefgehen? Rein in den organgenfarbenden Frack, den alle Wagenfahrer tragen durften und den silbernen, mit Pailletten besetzten und glitzernden Zylinder aufgesetzt und rein in die KVB. Das Ziel hieß Comedia Theater in der Südstadt. Treffen um 7.30 Uhr.

Dort angekommen wartete bereits fleißige Unterstützung. Unsere hübschen RMD-Frauen standen bereit, um alle Teilnehmer des Rosenmontagszuges angemessen zu schminken. Nach einer leckeren Stärkung in Form von Nudelsalat, Frikadelle, Brötchen und dem einen oder anderen kalten Kölsch machten wir uns auf in Richtung Chlodwigplatz. In der Nacht wurde unser Wagen dorthin gefahren.

Vor dem Chlodwigplatz reite sich Festwagen an Festwagen. Karnevalisten aller Garden und Vereine wimmelten geschäftig umher. Wir hatten Glück. Unser Wagen stand eher am Anfang des Zuges. Wir waren die 4. Gruppe. Vor uns der große Tross der Blauen Funken. Zwischenzeitlich hatte sich auch der Spielmannszug zu uns gesellt und es konnte losgehen. Die Fußgruppe, einheitlich gekleidet in rot weiße Lappenclown-Kostüme, war abmarschbreit. Die Kapelle spielte auf. Die Wagenfahrer hatten die ihnen zugewiesenen Plätze eingenommen.

Ein Ruck! Der Motor des Traktors heulte auf und eine Rußwolke schoss aus seinem Auspuff. Dann setzte er sich in Fahrt. Der Traktor zog unseren RMD-Wagen und bog ein auf die Severinstraße. Nach einem kurzen Halt fuhren wir durch die Severinstorburg. Oben auf dem Wagen thronte der Präsident Rex Udo I. und gab Anweisungen. „Nur werfen, wenn wir fahren“, war von Udo noch zu hören, dann verstummten seine Anweisungen im Getöse der abertausenden Jecken, die hinter der Severinstorburg warteten.

Ein Traum ging in Erfüllung. Einmal mit dem Rosenmontagszug durch Köln. Vor 20 Jahren bin ich von Norddeutschland nach Köln gezogen und schon vorher bin ich extra nach Köln gereist, um hier einmal im Jahr Karneval zu feiern. Jahrzehnte standen wir dort unten in der Severinstraße und sahen die Wagen an uns vorbeifahren. Nun stand ich hier oben. Es war der Wahnsinn. In der Nachschau muss ich sagen, dass das Highlight direkt der Anfang war. In der Enge der Severinstraße schrien die Jecken geradezu nach Kamelle und Strüßjer. Es war überwältigend. Ein Moment, zu schön um wahr zu sein. Eine Geräuschkulisse, so dass man sein eigenes Wort nicht mehr verstand. Indianer, Cowboys, Bären, Schweinchen, Kühe, Frösche, Minions, Feen, Prinzessinen und und und. Alle schrien sie auf einen ein, lachten in unsere Richtungen und hofften, eine Süßigkeit oder ein paar Strüßjer zu erhalten. Ein Gänsehautmoment, den ich nicht vergessen werden. Ich wollte allen Jecken etwas zuwerfen, aber der Wagen nahm unbeirrlich seinen weiteren Weg auf.

Am Severinskirchplatz angekommen wussten wir, es ist Zeit für die Fernsehbilder. Schließlich wurden die Daheimgebliebenen instruiert, auf WDR zu gucken. Also hieß es „schön machen“ fürs TV. Und schon ging die Fahrt weiter.

Zwischenzeitlich leerten sich die tiefen Boxen, in denen das viele Wurfmaterial gelagert wurden. Doch unsere unerschütterlichen Wagenengel sorgen für ununterbrochenen Nachschub, holten die Vorräte an Kamelle aus dem Bauch des Wagens und füllten die Wurfboxen wieder auf. So wichtig auch all die Gesichter im Rosenmontagszug sind, um diesen erfolgreich zu machen. Am wichtigsten sind die Gesichter, die man nicht sieht. Mädcher und Junge, die den Teilnehmern, egal ob auf dem Wagen oder in der Fußgruppe, zur Seite stehen und für einen reibungslosen Ablauf sorgen. Diesen Helfern gebührt mein ganzer Dank. Sie machen den Rosenmontagszug erst zu dem, was er ist.

Zwischenzeitlich hatte ich mich eingeworfen. Zwar saß nicht jeder Treffer aber die Schokoladentäfelchen folgten schon immer näher in Richtung des gewünschten Ziels. Den kleinsten Besuchern an der Wegstrecke, den Kindern, versuchte ich zielgenau unsere Teddybären zu überreichen. Wenn dies gelang, strahlten die Kinderaugen und stolz wurde der Fang Mama und Papa präsentiert.

So zogen wir weiter durch das schöne Köln. Die Sonne lachte vom blauen Himmel. Die Jecken bützten, schunkelten und feierten, egal ob arm, ob reich, ob Kölsche oder Imi, ob Mann oder Frau, groß oder klein. Das ist Karneval. Und wir fuhren in erhobener Position durch diese positiv gestimmte Menschenmenge. Von Zeit zu Zeit kamen wir an einer Tribüne vorbei. Dort wurden wir meistens von dem jeweiligen Tribünenmoderator begrüßt: „Hier kommt das Rosen-Montags-Divertissementchen von 1861 e.V. mit seinem Präsidenten Udo Marx. Jeet’s Dir noch jut Udo?“, schallte es aus den Lautsprechern der Tribüne. Wir quittieren solche Fragen mit einem extra Schwall an Mars-Riegeln und RMD-Wäffelchen. Besonders freuten wir uns, wenn aus den Lautsprechern unser RMD-Song zu hören war: „Rusemondaach wolle mer hin, Divertissementchen schön dobei zo sin“, tönte es. Ein Lied, wie gemacht für den heutigen Tag.

Schon bog unser Wagen in Richtung des Doms ab. Unsere Fahrt neigte sich leider dem Ende zu und ich hatte noch Kamelle in meiner Wurf-Box. Kein Problem. Daniel rechts von mir und Elmar links von mir waren dankbare Abnehmer und zusammen warfen wir noch einmal, was das Zeug hielt, um dann nach einer kurzen Biegung zum stehen zu kommen. Meine erste Teilnahme am Rosenmontagszug war beendet. Ein unvergessliches Erlebnis, das nicht mit Worten zu beschreiben ist, auch wenn ich es hier versucht habe. Einmalig!

Im Anschluss ließen wir den Tag bei unserer After-Zug-Party in der Alteburg ausklingen und tauschten uns über die vielen gewonnen Eindrücke des Tages aus. Übernächstes Jahr können wir als RMD wieder am Rosenmontagszug teilnehmen und wenn es sich einrichten lässt, bin ich erneut dabei. Vielleicht ja diesmal in der Fußgruppe.